Diese Seite drucken

US-Uranabbau auf Kosten der native americans

geschrieben von  Manuela Ziegler

Die Atompolitik der Trump Regierung setzt auf den Ausbau der Uranminen. Unter den Produzenten herrscht eine Art Goldgräberstimmung. Viele Vorkommen liegen auf den Gebieten indigener Völker. Sie leiden bereits seit Jahrzehnten unter den Folgen früherer Bohrungen.

Die Spannung unter US-Investoren steigt, angesichts des geplanten Ausbaus der Uranminen des Landes. Scott Melby, Geschäftsführer des Konzerns Uranium Energy sagt, es sei eine sehr aufregende Zeit für Uranium-Produzenten. Atomkraft sei nicht länger lediglich Teil des Energiemix, sondern spiele die erste Rolle in der amerikanischen Energiesicherheitspolitik. Auch das seinerzeit von Präsident Barack Obama erlassene Moratorium gegen einen Uranabbau rund um die grossen Vorkommen am Grand Canyon scheint in Gefahr. Die Aussicht auf wieder erstarkende wirtschaftliche Prosperität beflügelt nicht nur die Uran-Produzenten.

Expansion des US-Uranabbaus

So liegt etwa das Haupteinsatzgebiet von Kranium Energy Corp. in South Texas, im Zentrum der Hobson Produktionsanlage, die jährlich zwei Millionen amerikanischen Pfund des radioaktiven Materials herstellen kann. Die Anlage erwarb das Unternehmen im Zuge der Finanzkrise von Uranium One, zusammen mit fünf Uran-Lagerstätten in unmittelbarer Nähe. Erst kürzlich dehnte es im Gebiet Burke Hollow seine Bohrungsarbeiten aus, die jüngste Neuanwerbung ist Reno Creek im Bundesstaat Wyoming. Melby glaubt, dass der Markt für Uran im vergangenen Jahr mit 17 Dollar pro amerikanischem Pfund seinen Tiefpunkt erreicht hatte. Im Juli lag es bei 21,50 Dollar. Niedrige Preise führten zu Produktionskürzungen, die Industrie leide unter fehlenden Investitionen und entsprechend langen Reaktionszeiten. Doch es seien grossartige Aussichten, die Preise für Uranium, wenn auch schwer berechenbar, bewegen sich tendenziell nach oben.

 

Grafik der Produktionsanlage mit umliegenden Uran-Lagerstätten von Uranium Energy Corp.

 

Indigene im wilden Westen verstrahlt

So sehr Vertreter der Industriebranche auch frohlocken, die Kosten des US-Uranabbaus liegen bereits auf der Hand. Die Leidtragenden dieser Atompolitik werden die native americans sein. Geschätzte 70 Prozent der weltweiten Uranvorkommen liegen auf indigenen Gebieten, so auch in den USA. Die Spuren des Uranabbaus sind in den betroffenen südwestlichen Staaten wie Nebraska, South Dakota oder Wyoming jahrzehntealt: Versuchtes Wasser und Land, und nicht nur das. In South Dakota wird seit den 1950er Jahren Uran abgebaut. Die dort lebenden Sioux informierte man nicht über Risiken und beschäftigte sie ohne Strahlenschutz. In den Indianerreservaten erkranken seither mehr Menschen an Krebs als anderswo in den USA. 2010 überstieg die radioaktive Strahlung die natürlich vorherrschende um das 140.000fache. Die Umweltaktivistin Charmain White Face, aus einem Stamm der Sioux, gründete 2003 die Naturschutzorganisation „Defenders oft the Black Hills“ und machte die US-Regierung auf die Umweltschäden aufmerksam. Minenschächte wurden nicht verschlossen, radioaktiver Abraum nicht entsorgt, und auch die umliegende Bevölkerung nicht informiert. Nach einem juristischen Tauziehen von fast einem Jahrzehnt zahlte der Minenbetreiber Andarko Petroleum Cooperation 2014 eine Entschädigung von etwas mehr als 5 Milliarden US-Dollar an die US-Regierung. In den Medien war die Rede von einer Rekordsumme, doch für Säuberung der Cave Hills Minen in den Black Hills waren es gerade mal 180 Millionen Dollar. Die Naturschutzorganisation „Defenders of the Black Hills“ verlangten, dass das Wasser untersucht und alle Minen saniert werden. Bis heute hat eine umfassende Sanierung nicht stattgefunden. Bereits 2014 ging der Uranabbau in South Dakota weiter; im Zuge von Präsident Barack Obamas „clean energy“ -Kurs, der Atomenergie, statt Kohle fokussierte.

Moratorium für Grand Canyon in Gefahr

Zwar verhängte der frühere Präsident 2012 ein 20jähriges Moratorium gegen Uranabbau um den Grand Canyon in Arizona. Er liess das Gebiet unter Schutz stellen und die Öffnung neuer Uranbergwerke verbieten. Doch für seinerzeit bereits genehmigte Minen wie die Canyon Mine gilt das Moratorium nicht, obwohl die radioaktive Verseuchung des Grundwassers als Folge des Abbaus nachgewiesen wurde. Noch in diesem Jahr will die größte Mine der Umgebung ihren Betrieb wieder aufnehmen. In weniger als zehn Kilometern Entfernung liegt die heilige Stätte der Havasupai, Red Butte Mountain. Die Havasupai, mit rund 750 Menschen, eine der kleinsten nations Nordamerikas, leben an einem Seitenarm des Crand Canyon. Die entstehende Radioaktivität gefährdet nicht nur deren Kultur und Lebensweise sondern auch deren Grund und Boden. Zu Fürchten steht eine radioaktive Verschmutzung des Süßwasserspeichers im Canyon mit katastrophalen Folgen für die Trinkwasserversorgung aus dem Colorado River für rund 40 Millionen Menschen. Die Havasupai haben, zusammen mit anderen indigenen Gemeinschaften und Umweltverbänden Klage vor Gericht eingereicht.

Radioaktive Risiken werden verleugnet

Doch werden die Kläger angemessen Gehör finden? Wohl kaum. Gary Watson, Supervisor von Mohave County im Nordwesten Arizonas, appelliert an den Innenminister Ryan Zinke, das Moratorium aufzuheben, weil für den wirtschaftlichen Profit hinderlich und aus übertriebener Vorsicht entstanden. Die Gefahren der radioaktiven Strahlung werden von behördlicher Seite schlicht verleugnet. Der US-Energieminister, Republikaner Rick Perry, gilt als Skeptiker des Klimawandels, und wirbt für eine „Dominanz US-amerikanischer Energie“ mit dem Versprechen von Jobs und Wohlstand. Die Trump-Regierung prescht voran - auf Kosten von Menschen und Umwelt, dominiert von wirtschaftlichen Interessen. Ins traurige Bild passt die Kürzung des Budgets für die nationale Umweltbehörde EPA im kommenden Jahr 2018 von circa 8 Milliarden Dollar auf weniger als 6 Milliarden. Kritiker sprechen vom niedrigsten Budget der Behörde innert der vergangenen 40 Jahre.

Links:

Indigener Widerstand gegen Uranbbau in den USA von der Gesellschaft für bedrohte Völker

Investingnews über die Stimmung unter Uran-Produzenten

Uranabbau in South Dakota und die Folgen von Deutschlandfunk

Budget der EPA, US-Umweltbehörde

Uranabbau in den USA, Zahlen und Fakten

Aufruf im guardian gegen die Wiederaufnahme der Uran-Bohrungen am Grand Canyon