Nuclear Industry Status Report: COVID 19 wütet auch in den AKW’s

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Das Covid 19 – Virus wütet auch in den Atomkraftwerken der Welt und bringt Betreiber und Regulierungsbehörden in die Bredouille. Das zeigt der Überblick im «World Nuclear Industry Report 2020». So hat alleine Rosatom 4'500 Infektionen in der Belegschaft gemeldet. Ansonsten setzt sich der schleichende Niedergang einer Branche fort, der einst die Lösung aller Energieproblem vorausgesagt worden war. Das grosse Geld fliesst inzwischen in die neuen erneuerbaren Energien Wind und Sonne.


4'500 Covid 19 – Infektionen in russischen AKW’s, 600 in französischen, 200 bis 300 in einem einzigen US-amerikanischen, das gerade mit neuen Brennstäben bestückt wurde, 1000 Angestellte der Wiederaufbereitungsanlage Sellafield in Quarantäne, Personalmangel, auf bis zu 16 Stunden ausgeweitete Schichten, vertagte Inspektionen, hohe Verluste wegen gesunkener Stromnachfrage: Corona macht auch vor den gegen vermeintlich jegliche erdenklichen Gefahren gerüsteten Atomkraftwerken nicht Halt, und man mag sich fragen, weshalb in all den Sicherheitsdispositiven eine Pandemie offenbar unberücksichtigt blieb. Anders lässt sich das im «World Nuclear Industrie Report 2020» aufgezeigte Wüten des gefährlichsten Virus seit der spanischen Grippe des Jahres 1918, als noch kein Mensch auf die Idee gekommen wäre, aus der Spaltung von Atomkernen Energie zu gewinnen, nicht erklären. So erinnern manche im Report zitierte Statements von Aufsichtsbehörden, der Internationalen Atomenergieorganisation oder von Industrieverbänden eher an Durchhalteparolen. So spricht die Europäische Union von «einem pragmatischen, risikobasierten Ansatz für die Regulierungsbehörden» während der Pandemie. In einem Arbeitspapier zum praktischen Umgang mit der Pandemie von Anfang Juni heisst es sinngemäss, Aufsichtsbehörden und AKW-Betreiber hätten ihr Bestes getan, um den Betrieb der Anlagen zu gewährleisten, «soweit das sicher möglich ist.»
Covid 19 ist auch schlecht für das Geschäft. Die durch den Einbruch der Wirtschaft und den Lockdown sinkende Energienachfrage brachte das Geschäftsmodell AKW weiter ins Wackeln. Darum ist es, wenn man den Angaben im World Nuclear Industry Report Glauben schenkt, sowieso schon mies bestellt. So lassen sich manche AKW’s in den Vereinigten Staaten trotz verlängerter Betriebsbewilligungen, die eigentlich ein profitables Geschäft erwarten liessen, nur noch mit staatlichen Subventionen betreiben. Zu hoch sind die Kosten, um die Sicherheitsstandards aufrechtzuerhalten oder zu verbessern. Dazu kommt ein im Vergleich zur neuen Konkurrenz von Windturbinen und Solarkraftwerken hoher Personalaufwand. Und während die Gestehungskosten für neue Wind- und Solaranlagen sinken, steigen sie bei Neubauten von Atomkraftwerken weiter an. Das liegt an teils extremen Kostenüberschreitungen und Bauverzögerungen, aber auch an einem betrieblichen Konzept, das wegen der hohen Sicherheitsauflagen kaum Spielraum lässt für Effizienzsteigerungen. Diese wären aber dringend nötig, um mit der immer günstiger werdenden Konkurrenz noch mitzuhalten. Der Markt spricht jedenfalls eine unmissverständliche Sprache. Während im letzten Jahzehnt weltweit 30 Milliarden US-Dollar in neue AKW’s investiert wurden, waren es bei Sonne und Wind deren 300, oder in Kapazitäten für das Jahr 2019 ausgedrückt: Photovoltaik 98 Gigawatt, Wind 59,2, Atomkraft 2.4. Das Extrembeispiel der Vereinigten Arabischen Emirate, wo Anfang August das erste AKW in Baraka im arabischen Raum in Betrieb ging (drei weitere sind geplant, auch Saudi-Arabien, Jordanien und Ägypten hegen Ausbaupläne), illustriert diese Kostenlücke. Während für das AKW Baraka mit im internationalen Vergleich extrem tiefen Kosten von 72 US-Dollar pro Megawattstunde gerechnet wird, ging im vergangenen Jahr ein 1,5 Gigawatt-Solarkraftwerk ans Netz, die vertraglich vereinbarten Kostenpauschale liegt bei 24,1 US-Dollar pro Megawattstunde. Ein weitere Solarkraftwerk, das nun gebaut wird, kalkuliert mit Kosten von 13,5 Dollar.
Doch es wäre weit gefehlt, das atomare Dorf totzuschreiben. Während im Westen die Industrie mit Klein- und Kleinst-AKW’s sich auf die Suche nach einer Lücke gemacht hat, spielt die laute Musik heute in Russland und China. Die staatliche Rosatom treibt in Russland und weltweit den Neubau von AKW’s an, so in der Türkei oder in Weissrussland. Insgesamt ist Russland an 15 der weltweit 52 AKW’s im Bau beteiligt, während China nach wie vor, wenn auch gebremster als geplant, in einem für heutige Verhältnisse atemberaubenden Tempo seine Kapazitäten ausbaut. So ist es weitgehend China zuzuschreiben, dass 2019 wieder mehr Strom aus AKW’s produziert wurde als im Vorjahr. Dennoch müsste der Rhythmus der Neubauten weltweit verdoppelt werden, um nur schon den Stand der Produktion aufrechtzuerhalten. Vor allem die westliche AKW-Flotte ist sichtlich gealtert. Nimmt man das derzeitige beim Abschalten geltende Durchschnittsalter von 42 Jahren als Massstab, so werden in den kommenden Jahren deutlich mehr AKW’s vom Netz genommen als neu angeschlossen.
Und dann bleibt noch ein Treiber, der als Damoklesschwert nach wie über der ganzen Welt hängt: Atomwaffen. Die Autoren des World Nuclear Industry Report warnen vor einer gefährlichen Entwicklung. Die Anreicherungs-Technologie ist heute wesentlich billiger und damit auch für Länder wie Nordkorea, dem Iran, Brasilien oder Pakistan leistbar – und damit auch der Rohstoff für Atombomben.

 

 

Siedewasserreaktor

  • Siedewasserreaktor

    Beim Siedewasserreaktor gibt es im Gegensatz zum Druckwasserreaktor keine zwei Wasserkreisläufe. Der Dampf wird vom Reaktordruckgefäß direkt zu den Turbinen geleitet. Der Dampf enthält deshalb Spuren kurzlebiger radioaktiver Stoffe, die aber nach wenigen Minuten abklingen.

Druckwasserreaktor

  • Druckwasserreaktor

    Der Druckwasserreaktor (in der Schweiz die Reaktoren in Beznau und Gösgen) besteht aus zwei Wasserkreisläufen. Die Erhitzung des primären Wasserkreislaufes geschieht im Reaktordruckbehälter, der sich im Reaktorgebäude befindet. Dort wird unter hohem Druck Wasser erhitzt, ohne dass es siedet. Das erhitzte Wasser wird zur Erhitzung eines zweiten Wasserkreislaufs verwendet, dessen Wasser verdampft. Der Dampf dient dem Antrieb von Turbinen. Die Turbinen für die Stromerzeugung befinden sich im Maschinenhaus. Über dem Kühlturm, dem Wahrzeichen eines Kernkraftwerkes, tritt die feuchte, warme Luft aus.

Mensch + Energie

Vor dem Hintergrund der aktuellen „Energiewende“-Debatten möchten wir einen kritischen Diskussionsbeitrag leisten für all jene, die mehr wissen wollen zum Thema Energie. Und wir möchten einen Beitrag leisten, die tiefen ideologischen Gräben zu überwinden, die Befürworter und Gegner trennen. Denn die Wahrheit wird bei diesem Thema sehr schnell relativ bzw. relativiert, man bewegt sich auf einem Feld, in dem sich Experten, Meinungsmacherinnern, Ideologen, Betroffene, Opfer, Lobbyisten, Politikerinnen und Weltenretter tummeln. Sie alle sollen zu Wort kommen, sie sollen von ihrer Wahrheit erzählen, der Wahrheit des Strahlenopfers ebenso wie jener des Kraftwerkbetreibers, des Befürworters und der Gegnerin.

Entwicklung der Kraftwerks-Generationen

  • Entwicklung der Kraftwerks-Generationen

    Die ersten kommerziellen Kernkraftwerke gingen zwischen 1956 und 1965 ans Netz. Sie zählen zu den Kernkraftwerken der ersten Generation. Ihre elektrische Leistung war noch meist unter 200 MW. Die in Europa geläufigen Kraftwerke entstammen der zweiten Generation und sind meist Druckwasserreaktoren. Die Mehrheit von ihnen wurde vor dem Reaktorunglück von Tschernobyl in Betrieb genommen. Die Generation 3 ist eine evolutionäre Weiterentwicklung der zweiten Generation. Die Weiterentwicklung betrifft vor allem die sogenannt passiven Sicherheitssysteme. So wurde der Boden unter dem Reaktordruckbehälter sowie das Reaktorgebäude deutlich verstärkt – wie dies in Olkiluoto in Finnland der Fall ist. Auf der gleichen Technik basieren auch die Kernkraftwerke der Generation 3+. Die Kernkraftwerke der 4. Generation werden noch entwickelt. Sie könnten Natrium (Salz) statt Wasser als Kühlmittel verwenden, eine Betriebstemperatur von 1000 Grad (statt 300 Grad) erreichen, und statt Uran könnten sie Thorium sowie Plutonium als Brennstoff nutzen. Die Konzepte liegen schon lange vor, eine Realisierung ist nicht in Sicht. Zur 4. Generation könnten aber auch kleine Modulreaktoren gehören, die in den USA im Gespräch sind. Bei Modulreaktoren besteht ein Kernkraftwerk nicht aus einem großen, sondern aus mehreren kleinen Reaktoren. Bei der Wartung, einer Inspektion oder dem Ausfall eines Reaktors liefern die anderen Reaktoren weiterhin Energie.

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