AKW – Zubau rückläufig
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- Geschrieben von Urs Fitze
Die atomare Energiekapelle spielt in Asien, namentlich in China. Im Rest der Welt stehen die Zeichen hingegen auf Bühnenabbau. Sechs Atomreaktoren sind im vergangenen Jahr ans Netz gegangen, wie es in einer Pressemitteilung der Denkfabrik World Nuclear Report heisst. Drei davon in China und je einer in Pakistan, Indien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Je drei AKW wurden hingegen in Deutschland und Grossbritannien geschlossen. Insgesamt waren Anfang Jahr 412 Atomreaktoren in Betrieb, einer mehr als im Vorjahr. Das hat allerdings weniger mit Zubau als mit der Wiederinbetriebnahme eines AKW in Japan zu tun. Die Kapazität nahm hingegen um 2,4 Gigawatt ab. Betrachtet man die vergangenen zehn Jahre, so fliesst der Strom von 37 der 62 in Betrieb gegangenen AKW ins chinesische Netz. Ende 2021 waren 55 AKW weltweit im Bau, neun weniger als im Jahr 2012. In China sind es alleine deren 20, dazu acht in Indien. Es sind bezeichnenderweise jene Staaten, die am stärksten am Tropf der Kohle hängen. Sie haben trotz eines vor allem in China in extrem forschen Tempo forcierten Ausbaus erneuerbarer Energien auch kaum eine Wahl, wollen sie ihre CO2-Emissionsziele nicht gänzlich aus den Augen verlieren. Im Rest der Welt blickt die zivile Nutzung der Atomkraft einer düsteren Zukunft entgegen, nicht nur wegen des per Ende 2022 anstehenden Ausstiegs Deutschlands. Neubauten kommen nur mit extremer Verzögerung voran, die versprochene neue Generation befindet sich noch immer im Entwicklungsstadium und auch die neuerdings propagierten «Small Nuclear Reactors» sind in den meisten Fällen noch nicht einmal in der Projektphase. Derweil werden die bestehenden AKW immer älter, ohne dass Aussicht besteht, sie in nützlicher Frist zu ersetzen. Die goldenen Jahre der AKW sind in den Ländern, die in den 1970er- und 1980er-Jahren darauf gesetzt hatten, lange vorbei. Und es sieht, abgesehen von China und Indien, gar nicht danach aus, dass sie wiederkehren.