Frankreich möchte EDF wieder gänzlich nationalisieren
- Details
- Geschrieben von Davide De Martis
Nachdem die französische Elektrizitätsgesellschaft Électricité de France (EDF) 2004 zu einer mehrheitlich staatlichen Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, möchte Frankreich das Unternehmen wieder komplett zu Staatseigentum machen. Dem französischen Staat gehören bereits 84 Prozent des Unternehmens. Ganze 9.7 Milliarden Euro bietet Frankreich für die Übernahme der restlichen 16 Prozent von EDF. Die jetzigen Aktionäre sollen zwölf Euro pro Aktie erhalten, was einem Aufschlag von 53 Prozent im Vergleich zum durchschnittlichen Aktienkurs vor Bekanntmachung der Übernahmeplanung entspricht. Die Vereinigung zur Verteidigung von Minderheitsaktionären fordert eine Zahlung von 32 Euro pro Aktie, da deren Rückgang auf staatlichen Entscheiden im Wohle der Allgemeinheit beruhe. Bereits vor zwei Wochen bestätigte Premierministerin Élisabeth Borne die geplante Verstaatlichung. Das Angebot soll im September bei der nationalen Finanzmarktaufsicht eingereicht werden. Ob die Übernahme möglich ist, hängt vom Gesetz zum Nachtragshaushalt ab, das diese Woche im Parlament diskutiert wird. Da Macrons Mitte-Lager bei den letzten Wahlen die absolute Mehrheit verloren hat, ist für die Annahme des Gesetzes oppositionelle Unterstützung von Nöten. Indem Frankreich die EDA nationalisiert, möchte es weitere Verluste verhindern. Die Schulden sollen laut Schätzungen von der Ratingagentur S&P dieses Jahr auf beinahe 100 Milliarden Euro steigen. Der Gewinn soll zudem aufgrund der stillgelegten Atomkraftwerke und der Begrenzung der Energiepreise, die die französische Regierung angeordnet hat, um 28 Milliarden Euro zurückgehen. Frankreich möchte somit das Unternehmen, das es mit dem Bau von 14 neuen Atomkraftwerken beauftragt hat, unterstützen und zugleich die Sicherheit seiner Energiereserven erhöhen. Die EDF kämpfte die letzten Jahre bereits mit Kostenüberschreitungen bei der Auslieferung neuer Kernkraftwerke und der Sanierung älterer Modelle.