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- Written by Urs Fitze
Während fünf Jahren hat die Redaktion die Entwicklung der zivilen und militärischen Nutzung der Atomenergie publizistisch begleitet und damit Zehntausende Leserinnen und Leser erreicht. Das wird sie auch in Zukunft tun, vor allem hinsichtlich der Rolle der Atomkraft bei der Gestaltung der Energiewende und der zu grosser Besorgnis Anlass gebenden atomaren Aufrüstung sowohl etablierter als auch neuer Atommächte. Denn der militärische Arm der Atomanergie bedingt nach wie vor den zivilen – und umgekehrt. Und die mit Ausnahme Finnlands ungelöste Frage nach der Endlagerung radioaktiver Abfälle wird die Menschheit noch sehr lange beschäftigen.
Doch für Bewältigung der weltweit grössten Herausforderung der nahen und mittleren Zukunft, die Begrenzung des Klimawandels, spielt Atomkraft mit Sicherheit nur in einer Nebenrolle, selbst in Ländern wie China, die den Ausbau forcieren. Wer sich von den fossilen Brennstoffen verabschieden will, braucht primär die neuen erneuerbaren Energien, namentlich Wind und Sonne. 2016, am Klimagipfel in Paris, verpflichtete sich ein grosser Teil der Welt, alles zu unternehmen, um die Klimaerwärmung auf 1,5, maximal aber 2 Grad zu begrenzen. Seither ging es durchaus voran, aber in einem viel zu gemächlichem Tempo. Wer ein Ökosystem wie die Arktis betrachtet, sieht eine wachsende Zahl von Anzeichen, die darauf hindeuten, dass die katastrophalste Entwicklung schon in Gang gekommen ist. Das grosse Schmelzen, verbunden mit einer Erhöhung des Meeresspiegels, die fast alle Küstenregionen der Welt unbewohnbar machen könnte – Milliarden Menschen wären betroffen. Die Stunde der Wahrheit ist gekommen. Fast weltweit herrscht heute Konsens, dass bis 2050 die Atmosphäre nicht mehr weiter mit Klimagasen belastet werden darf, wenn unvorhersehbare und unsteuerbare Entwicklungen des Klimas verhindert werden sollen. Die «Netto-Null» ist das erklärte Ziel von immer Staaten und Staatenbünden. Soll dieses Ziel erreicht werden, bleibt noch ein knappes Jahrzehnt, um die politischen und wirtschaftlichen Weichen zu stellen. Es muss eine Dynamik in Gang kommen, die für die weiteren zwei Jahrzehnte bis 2050 eine nochmals wesentlich dynamischere Entwicklung erlaubt. Dann könnte es zu schaffen sein. Könnte. Es gibt wenig Grund zum Optimismus, aber nach wie vor viel zu viele Gründe zu grosser Besorgnis.
Wir möchten diese riesige Herausforderung für die ganze Menschheit kritisch begleiten, den Finger auf die wunden Punkte legen, von denen es mehr als genug gibt, aber auch die Signale würdigen, die Grund zur Hoffnung und zum Optimismus geben. Sagen, was ist. Nicht mehr. Und nicht weniger.