Martina de Courten, Gastmutter, Embrach, Schweiz

"Grosser Vertrauensvorschuss"

Martina de Courten beherbergte im Frühsommer 2015 mit ihrer Familie den zehnjährigen Makcim aus Weissrussland während eines Monats.

„Wir sassen zusammen an diesem über und über mit leckeren Speisen gedeckten Tisch, und plötzlich waren Makcim und Nils weg. Zum Fussball spielen. Ungefragt und unaufgefordert. Kinder, die unter sich sein möchten, wenn es bei den Erwachsenen langweilig wird. So wäre es auch bei Freunden in der Schweiz gewesen. Aber wir waren mit unserem Sohn Nils in Weissrussland, zum ersten Mal, um unserem Gastkind Makcim, das wir einen Monat bei uns zuhause beherbergt hatten, und seiner Familie einen Besuch abzustatten. Es war ein Besuch bei Freunden. Die Eltern hatten uns einen warmen, sehr herzlichen Empfang bereitet, Freudentränen flossen. Jetzt sassen wir bei den Grosseltern, in einem einfachen Holzhaus, und erlebten diese Gastfreundschaft, die alle sprachlichen Barrieren, alle Vorurteile und Klischeebilder mit Herzlichkeit und Interesse am Gegenüber einfach wegwischte.
Unsere erste Begegnung mit Makcim war noch von gegenseitiger Unsicherheit, aber auch einem Schuss Abenteuerlust geprägt gewesen. Wir hatten in unserem Kreis und mit einer befreundeten Familie lange überlegt, ob wir dieses Abenteuer wagen sollten: Ein Kind aus Weissrussland einen Monat zu beherbergen. Wir dachten an den grossen Vertrauensvorschuss, den uns die Eltern dieses Kindes gewähren würden, daran, ob es überhaupt möglich sei, ein Kind aus einem uns fremden Kulturkreis aufzunehmen, mit dem wir nur ganz rudimentär würden sprechen können. Andere Eltern, die schon Gastkinder aufgenommen hatten, zerstreuten diese Bedenken, sie berichteten von bereichernden Erfahrungen, von einer reichen Ernte, die sie aus dem Wagnis schöpften, und von der grossen Dankbarkeit, die ihnen entgegenschlug. Und so war es dann auch. Makcim übergab uns, als wir ihn in einem Pfadiheim abholten, einen Brief seiner Eltern, in dem sie sich bedankten und ein wenig von ihrem Sohn erzählten. Wir fuhren dann nach Hause und überliessen ihm die Entscheidung, ob er in einem eigenen Gastzimmer oder im Zimmer von Nils schlafen wollte. Er entschied sich für ein eigenes Zimmer. Dann machten wir einen Ausflug in die Badi und zum Fussball spielen. Auch Anton, ein anderes Gastkind, der bei meiner Freundin in der Nähe wohnte, war dabei. Die beiden hatten sich zuvor nicht gekannt. Wir unternahmen mit ihnen und unseren eigenen Kindern in den vier Wochen viel, liessen sie aber auch alleine, etwa im Fussballtraining. Anton und Makcim durften im Fussballclub des Sohnes meiner Freundin Cécile mitspielen. Makcim ist ein aufgeweckter Junge, er war immer sehr respektvoll und höflich, und nach und nach gelang es, auch ein paar Brocken auf Deutsch zu wechseln. Er orientierte sich vor allem am gleichaltrigen Nils, machte es am Tisch einfach nach, wenn es etwa galt, die Teller abzuräumen, und folgte ihm manchmal auf Schritt und Tritt. Nils hatte in diesen vier Wochen Schule, und es war gut, dass die weissrussischen Kinder, die bei verschiedenen Familien in der Region wohnten, in dieser Zeit dreimal wöchentlich gemeinsam Ausflüge machten. Alles war perfekt organisiert, der Verein Hardwaldhilfe, die Helferinnen und Helfer und die weissrussischen Dolmetscherinnen leisten eine grossartige Arbeit. Makcim fühlte sich sichtlich wohl bei uns, aber es war auch ziemlich klar, dass er viel an seine Familie dachte. Einmal hat er mit seiner Mutter telefoniert, es flossen Tränen, und ich bin mir sicher, dass er auch heimlich im Bett die eine oder andere Heimwehträne vergossen hat. Das würde jedem Kind so gehen. Die vier sehr intensiven Wochen vergingen fast wie im Flug, und als der Tag des Abschieds nahte, hatten wir alle einen Kloss im Hals. Da wussten wir noch nicht, dass wir uns wiedersehen würden, und wir alle vergossen Tränen, als wir uns ein – vermeintlich - letztes Mal umarmten. Ich liess Makcim ungern ziehen, er war mir sehr ans Herz gewachsen. Ich hatte mich damals gefragt, ob man solche Aufenthalte nicht verlängern sollte. Der Abschied kommt ja just in dem Moment, in dem es zu einer Vertiefung gekommen wäre. Doch es ist genau der richtige Zeitpunkt. Makcim lebt in einer anderen Welt, und da gehört er auch hin. Wäre er länger geblieben, hätte es ihn und uns vielleicht nach und nach zerrissen. Uns war dann rasch klar, dass wir herausfinden wollten, wie und wo Makcim lebte, und schon im Herbst sind wir nach Weissrussland gefahren, um eine neue Welt zu entdecken und Menschen zu besuchen, die uns einen so freundschaftlichen Empfang bereiten sollten. Ich freue mich schon auf Makcims kleinen Bruder. Er wäre herzlich willkommen. Aber ob er zu uns in die Schweiz kommen will, das darf er selbst entscheiden.

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Leben auf verstrahltem Boden








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